In vielen Gärten, aber auch auf verwildertem Brachland, in Wäldern und auf Wiesen wachsen zahlreiche Nutzpflanzen, von denen wir nur wenige kennen, obwohl sie von unseren Vorfahren seit langem verwendet werden. Hinzu kommen mehr oder weniger viele Züchtungen dieser Pflanzenarten, die der Wildform mitunter kaum noch ähnlich sehen, aber aufgrund bestimmter Eigenschaften und Inhaltsstoffe für uns heute sehr wertvoll und wichtig sind.
Herbert Österreicher stellt Nutzpflanzen vor, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt und die gerade auch für Kinder interessant sind. Die Serie begann in Heft 5/2009.
Gut einen Monat vor der leuchtend zitronengelben Blüte der Forsythien und manchmal schon ab Anfang Februar öffnen sich die goldgelben Blütenknospen der Kornelkirschen. Damit zählt dieser Strauch zu den auffälligsten Vorfrühlingsblühern. Neben den Weiden und wenigen anderen Gehölzen sind die kleinen, nektar- und pollenreichen Blüten der Kornelkirschen eine wichtige Bienenweide.
Edelholz der Antike
Die Kornelkirsche ist die bekannteste und sicherlich bedeutendste Hartriegel-Art. Während die anderen Vertreter der Gattung Cornus kleinere Areale auf verschiedenen Kontinenten besiedeln und hierzulande höchstens als Ziergehölze zu finden sind, wächst der Echte Hartriegel oder die Kornelkirsche (Cornus mas) in vielen Gebieten Eurasiens, besonders in Südosteuropa und auf dem Balkan. Dort steht der Strauch oder kleine Baum häufig in lichten Bergwäldern und an steinigen, sonnigen Hängen. In Mitteleuropa findet man das Gehölz meist als Ziergehölz, denn nur in wärmeren Lagen wie etwa in Weinbaugebieten kann die Pflanze verwildern und sich selbst ausbreiten. Einmal gepflanzt, wächst die Kornelkirsche aber auch in ungünstigen Lagen und verträgt strenge Fröste.
Ein Kornelkirschenbaum kann bis etwa 5 Meter hoch und weit über 100 Jahre alt werden. Da er sehr langsam wächst, ist sein Holz außerordentlich hart und zäh – Eigenschaften, deretwegen er bereits in der Antike als wertvolles Nutzholz geschätzt wurde.
Die Verwendung der Pflanze reicht aber viel weiter zurück. In stein- und bronzezeitlichen Pfahlbauten in Italien und Österreich wurden häufig große Mengen von Kornelkirschkernen gefunden. Offenbar waren die Früchte ein wichtiger Teil der damaligen Nahrung. Auch das feste und elastische Holz dieser Hartriegel-Art fand zunehmende Verbreitung. Nach einem Bericht des griechischen Schriftstellers Pausanias war das Trojanische Pferd, dem Odysseus und seine Gefährten entstiegen, um Troja zu erobern, aus Kornelkirschenholz gezimmert. Auch der berühmte Bogen des Odysseus, den nur er spannen konnte, und die besten Wurfspeere der damaligen Zeit waren aus dieser Holzart gefertigt.1
Die Kornelkirsche war im Altertum so weit verbreitet, dass sie sogar zur Schweinemast genutzt wurde. In seiner »Odyssee« beschreibt Homer, wie Odysseus und seine Gefährten mit ihr Bekanntschaft machten, als sie von der Zauberin Kirke in Schweine verwandelt worden waren: »Weinend ließen sie sich einsperren; da schüttete Kirke ihnen Eicheln und Buchenmast und rote Kornellen vor, das gewöhnliche Futter der erdaufwühlenden Schweine.«2
www.wildobst.de.vu
Auf dieser Website finden sich viele Informationen, Pflanzenlisten, Fotos und weiterführende Links zu den Themen Wildobst, Wildfrüchte, seltenes (Beeren-)Obst und Frucht tragende winterharte Exoten.
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Alles rund um Bäume und Sträucher, die essbare Beeren, Früchte, Nüsse oder Blätter tragen. Der Schwerpunkt der Gehölzauswahl liegt in Mitteleuropa. Auf geht’s – auch in Kindergarten oder Grundschule: Wildobst anpflanzen, ernten und verarbeiten.